Interview mit FamGam am 09.11.2011 abgeschickt

Von | 9. November 2011

Ein Interview, dass ich am 09.11.2011 geführt habe. Bei Fam Gam.

Hallo Christian, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast „FamGam – Family Gaming“ ein Interview zum Thema „Computerspiele“ zu geben. Bevor wir anfangen, würdest Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Natürlich gerne. Mein Name ist Christian Beuster. Ich bin derzeit der stellvertretende Kreisvorsitzende der Piratenpartei Erfurt. Daneben bin ich noch Koordinator für Digitale Jugendkultur im Landesverband Thüringen der Piratenpartei. Im nichtpolitischen Leben bin ich Student der angewandten Informatik mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik.

Du betreibst im Internet eine Website namens „Pirate Gaming“ – eine Community zum Thema Gaming, eSport, Politik und Jugendkultur. Um was handelt es sich dabei genau, was war deine Intention und welche Ziele verfolgst Du mit der Idee?

Pirate Gaming wird nicht von mir alleine betrieben. Eigentlich bin ich ein Redakteur und Mitglied bei Pirate Gaming e.V. Der Verein setzt sich für eine Sensibilisierung des Themas Computerspiele in Medien und Politik ein, informiert Eltern und veranstaltet medienpädagogische LANs.

Welche Rolle spielen Computerspiele innerhalb der Politik und der Jugendkultur?

Nach aktuellen Studien spielen dreiviertel aller Jugendlichen Computerspiele oder auch Videospiele. Dabei geht es den Jugendlichen natürlich zum einen um den Spielspaß, aber auch – und das ist interessant – immer mehr um den sozialen Aspekt der Spiele. D.h. dass sich die Spieler in Communities treffen, um über ihre Spiele, aber auch um über ganz normale Alltagsdinge zu reden. Viele Spieler, vor allem im Shooter-Genre, aber auch im Rollenspiel-Segment, schließen sich sogar in Clans oder Gilden zusammen, um besser mit einander spielen zu können. Dabei haben dies Clans/Gilden wie jede soziale Gemeinschaft natürlich auch Normen und Regeln, nach denen sich jedes Mitglied zu richten hat. Zudem nutzen vermehrt männliche Jugendliche Computerspiele um Frust abzubauen.

Wenn die Politik sich mit Computerspielen beschäftigt, sieht sie meistens nur die negativen Aspekte. Natürlich sind manche Spiele brutal, aber deswegen existieren auch die Altersbeschränkungen, damit jüngere Spieler nicht mit solchen Inhalten in Berührung kommen. Natürlich können manche Spiele süchtig machen, aber das kann Alkohol, Tabak, Schokolade oder Sex auch. Also wo ist da der Unterschied? Warum werden diese Dinge nicht verboten? Generell dienten Computerspiele der Politik in der Vergangenheit als Sündenbock für sogenannte Amokläufe. Dabei spielt hier eine große Anzahl von Einzelfaktoren eine Rolle, die zu so einer Tat führen. Die gezielte Konzentration auf Computerspiele vereinfacht die Unbegreiflichkeit solcher Geschehnisse, ohne dabei nach den wirklichen Ursachen zu suchen.

Siehst Du (familien-)politische Aufgaben im Bereich der Computerspiele?

Durch gute gestaltete Computerspiele ist es meiner Meinung nach durchaus möglich, gewissen Werte und spezifisches Wissen, welches nicht durch Eltern, Verwandte oder Schulen an die Kinder herangetragen werden kann, zu vermitteln.

Vor allem das Genre der Serious Games sei hier mal angesprochen. Das gibt es z.B. sehr gute Spiele, die unser politisches System erklären oder den Israel-Palästina-Konflikt näher erläutern.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz solcher Spiele direkt im Unterricht. Durch die Aufnahme, Verarbeitung und Anwendung von neuem Wissen mittels verschiedener Kanälen, kann eine Steigerung der Kenntnisse verschiedener Fächer erreicht und die Fähigkeiten im Umgang mit dem Computer geschult werden. Denn wie vorhin schon erwähnt, sind Computerspiele ein wichtiger Teil der Freizeitgestaltung von Jugendlichen und da sollte sich auch die Schule nicht davor verschließen diese zu nutzen.

Selbstverständlich muss man die Kinder aber auch medienpädagogisch schulen. Ich persönlich setze mich dafür ein, dass ein eigenes Fach im Schulunterricht etabliert wird, was Medienkunde heißt. Da sollen die Kinder einen verantwortungsvollen Umgang sowohl mit Computer und Spielen, aber auch mit dem Handy, den Zeitungen und dem Fernsehen erlernen.

Gerade die Politik in Deutschland muss in Sachen Computerspiele noch vieles aufholen? Kannst Du einen Trend zu mehr Offenheit und Akzeptanz der Politiker erkennen oder besteht da nachwievor noch sehr viel Nachholbedarf?

Man erkennt durchaus eine stärkere Akzeptanz sowohl in der Politik, als auch in der Gesellschaft allgemein. Nach dem Massenmord in Oslo z.B. haben sich die meisten Politiker mit der Kritik an Computerspielen zurückgehalten, obwohl der Täter in seinem Manifest schrieb, dass sich der First-Person-Shooter „Call of Duty“ zum Trainieren eignet. Aber natürlich besteht noch Nachholbedarf. Vor allem die größten Gegner von Computerspielen sind meistens diejenigen, die noch nie ein Spiel selbst gespielt haben und somit auch nicht wissen können, dass es doch einen eklatanten Unterschied macht, mit der Maus auf 3D-Figuren zu schießen, als mit einer echten Waffe auf echte Menschen. Solche Initiativen wie die Bundestags-LAN und ähnliches sind da schon gute Möglichkeiten die Akzeptanz bzw. das Wissen zu verbessern.

Es wird in regelmäßigen Abständen über die Problematik von Egoshootern und gewaltverherrlichenden Computerspielen diskutiert. Im Gegensatz dazu stehen Ansätze, Computerspiele konstruktiv als wegbegleitendes Medium einzusetzen Wie stehst Du dazu und glaubst Du, dass Computerspiele so genutzt werden können, die Gesellschaft positiv zu beeinflussen?

siehe oben…

Was würdest Du Dir für die Zukunft in Sachen Computerspiele wünschen? Welche Neuerungen würden Dir gefallen oder was muss sich auf dem Computerspielemarkt in Deutschland zukünftig ändern?

Ich finde es gut, dass jetzt versucht wird, mehr Interaktivität in Spiele mit einzubringen. Angefangen bei der Wii über Move bis hin zu Kinect, sind das gute Methoden, um den Spieler mehr ins Geschehen einzubringen und Teil der Geschichte werden zu lassen. Dem gegenüber steht das Problem, dass Spiele aktuell immer weiter vereinfacht und aneinander angeglichen werden. Vor allem den Einzug von sogenannten Facebook- und Browsergames sehe ich mit Sorge. Vielleicht ist das nur das verklärte Bild eines alternden Spieler, aber ich persönlich will keine anspruchslosen Spiele haben, in denen ich nur ein paar Mal klicken muss.

Möchtest Du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Das Wichtigste in unserer Gesellschaft ist, sich selbst zu informieren und zu hinterfragen.

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