Sven ist an mich getreten und hat mich darum gebeten, einen Artikel für diesen Blog zu schreiben. Da ich selbst Mitglied der Piratenpartei bin und er nicht wenige Artikel über die Piraten geschrieben hat, dachte ich mir, dass es von Vorteil wäre, mal einen Insider-Bericht loszulassen.
Piraten sind laut. Piraten sind störend. Piraten legen ihren Finger da in die Wunde, wo es wehtut. Vor allem sind sie misstrauisch gegen die Obrigkeit. Und genau hier liegt eines der Probleme.
Piraten trauen generell keinen Vorständen. Und weil das so ist, werden Vorstände wegen jeden kleinen Mist, den sie veranstalten fertiggemacht. Daraus resultiert, dass diese Vorstände noch mehr Mist machen, da sie nicht mit dem Druck umgehen können. Was bedeutet, dass die Basis den Druck auf die Vorstände erhöht. Und wären in den Vorstandsämtern auch keine Menschen, sondern Roboter, so könnte man hier vom Perpetuum mobile des Shitstorms sprechen. Aber leider sind es doch Menschen. Menschen, die nicht lange den Druck gewachsen sind und irgendwann die Schnauze voll haben und zurücktreten.
Es ist jetzt nicht so, dass das neu ist bei den Piraten. Im Gegenteil. Seitdem ich Mitglied bin, kann ich mich daran erinnern, dass es immer so lief. Vorstand tritt an, wird fertiggemacht, hält durch oder tritt zurück. Und die Presse schreibt ihren Bericht darüber. Was mich zum nächsten Problem führt: die Berichterstattung. Ich will nicht sagen, dass die Medien uns niederschreiben wollen. Im Gegenteil, ich glaube, dass sie das mit allen Parteien so machen, nur, in keiner anderen Partei, als den Piraten sind die Debatten und Streitereien so öffentlich und transparent. Es ist für die Journalisten ein Einfaches sich die schlimmsten Diskussionen herauszusuchen und darüber zu berichten. Eigentlich die perfekte Arbeit: Man macht Twitter an, schaut eins, zwei Stunden zu und schreibt, nachdem man ein paar Tweets der Bundes- und Landesvorstände gelesen hat seinen Artikel dazu.
Was zum dritten Problem der Piraten führt, die Unfähigkeit sich an seine eigenen Wahlsprüche zu erinnern. Es heißt in jedem Wahlkampf: „Informiere dich selbst!“ Und was machen die Piraten? Sie stürzen sich auf jedes Bisschen, was im Spiegel, der Welt oder Focus steht und stürzen sich wieder auf die Person, die es vermeintlich zu verantworten hat, ohne auch nur einmal den Anschein zu erwecken, sie würden sich inhaltlich damit auseinandersetzen.
Problem Nummer vier. Inhalte werde viel zu gering eingeschätzt. Lieber beschäftigt man sich in zehnter Debatte, meistens Mailingliste mit der Neuwahl des Bundesvorstandes oder der Personalie der Listenkandidaten. Auf inhaltliche Fragen kommen kaum antworten und wenn, dann artet die Diskussion derart aus, dass am Ende einer weint.
Dennoch würde ich die Piraten niemals verlassen wollen. Die Probleme die ich gerade geschildert habe betreffen nur die Lautesten und Aggressivsten. Ich habe hier auch Menschen kennengelernt, die gut arbeiten, inhaltlich, wie organisatorisch und würde sie um alles in der Welt nicht missen wollen, denn würde ich austreten, dann würde ich den Schwachmaten ja das Feld überlassen und das will ich nicht.
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